Text: Christine Roiter / Foto: Roiterverlag
Christine Roiter
"Hedda Wagner – Komponistin-Dichterin-Frauenrechtlerin"
Hedda Wagner ist eine jener „stummen Schwestern“, die heute, ungeachtet ihres herausragenden Werks, völlig in Vergessenheit geraten sind. Geboren in der Monarchie, erlebte sie tiefgreifende politische und soziale Veränderungen und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft und ihr eigenes Leben. Hedda Wagner lässt sich als Person kaum in ein gängiges Schema einordnen. Auch ihr Werk entzieht sich einer zeitlichen Einordnung, da es einerseits von der Romantik, andererseits aber auch von Expressionismus und Naturalismus geprägt ist.
Hedwig Elisabeth Maria Wagner wurde am 21. Jänner 1876 als einziges Kind des Nervenarztes Karl Wagner und seiner Frau Anna in Niedernhart bei Linz geboren. Damals war es üblich, dass die Ärzte auch direkt im Gelände der Anstalt wohnten, wodurch Hedda schon früh mit den Erkrankten in Berührung kam. Begegnungen, die ihr soziales Bewusstsein schärften. Hedda erhielt eine, für damalige Zeiten für Mädchen unübliche, gymnasiale Bildung. Sie beherrschte sieben Fremdsprachen fließend. Früh schon zeigte sich ihre musikalische Begabung, sodass sie Unterricht von bekannten Lehrern, unter anderem vom letzten Klavierschüler Anton Bruckners, Franz Hayböck, erhielt. 1896 legte sie die Staatsprüfung in Komposition und Klavier am Wiener Konservatorium mit Auszeichnung ab. Hedda Wagners erstes erhaltenes Musikstück ist das 1902 entstandene Lied „Blauschimmernde Tage“, welches ganz im Stil der Romantik komponiert worden ist.
Neben Opern, Liedern und Chorwerken schuf sie viele kleinere Kompositionen. 1924 wurde das von Hedda Wagner komponierte Singspiel „Das Spiel vom letzten Krieg“ im Linzer Varietetheater Colosseum aufgeführt. Veranstalter war die sozialistische Kunststelle. Die Vorstellung war zur Gänze ausverkauft und wurde sogar in Deutschland positiv redigiert.
Ab 1910 begann Wagner Gedichte zu schreiben, die sie zum Großteil vertonte. Insgesamt sind über tausend Gedichte/Lieder erhalten. Der Roman „Stadt in Flammen“ wurde als Buch publiziert. Während der NS-Zeit wurde aufgrund ihrer sozialistischen Gesinnung ein Publikations- und Aufführungsverbot über sie verhängt. Diese „Zeit der unfreiwilligen Muße“ nutzte sie, um sich künstlerisch zu entwickeln. Damals entstanden drei Opern. Keine wurde jemals aufgeführt. Die Künstlerin starb am 24. März 1950.
Im undatierten Gedicht „zuerst und zuletzt“ resümiert Hedda Wagner ihr schaffensreiches, aber nicht unbedingt einfaches Leben.
„Zuerst will man die Welt genießen
Verstehend in die Arme schließen.
Doch regt sich Zweifel schon daneben
Zuletzt ist schweigende Verachtung
Das Resultat der Weltbetrachtung“
Das vorliegende Buch basiert auf dem künstlerischen und persönlichen Nachlass von Hedda Wagner, der sich im Archiv der Stadt Linz befindet. Interviews mit Zeitzeugen, Zeitungsanalyse, Recherchen in anderen Archiven sowie Sekundärliteratur zum Kontext ergänzen die Quellen. Es ist die erste wissenschaftliche Studie zu der vergessenen Künstlerin, Journalistin und Frauenrechtlerin.
Kontakt: Dr.in Christine Schmidhofer, Blütenstraße 19/9b, 4040 Linz
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